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Syrien – ein Land im Untergang – Vortrag von Larissa Bender

am 20.5.2016 im Pfarrsaal Herz Jesu Schildgen – Kooperationsveranstaltung der Ökumenischen Flüchtlingsinitiative „Willkommen in Schildgen“ und des Ökumenischen Begegnungs-Cafés Himmel & Ääd

Syrien – ein Land im Untergang, so wurde die Vortrags- und Diskussions-veranstaltung mit der Syrien-Expertin Larissa Bender angekündigt und ca. 80 Interessierte haben den Weg in den Pfarrsaal der Herz Jesu Gemeinde in Schildgen gefunden.

Larissa Bender beeindruckte und berührte mit einem fundierten, tiefgehenden und präzisen Wissen um die fatale, bedrohliche und menschenverachtende Situation in Syrien. Sie zeigte und erklärte anschaulich historische, politische und religiöse Entwicklungen, Zusammenhänge sowie die Vielfalt der Akteure und Interessen im Konflikt. Darüber hinaus berichtete sie über die Auswirkungen dieses Krieges, den das Regime gegen das eigene Volk führt und die Lage der Zivilbevölkerung, was nur als humanitäre Katastrophe zu bezeichnen ist. Ein Krieg, der eigentlich ein Stellvertreterkrieg ist, den die syrische Armee mit Hilfe von Milizen aus dem Libanon, Iran und Irak führt. Eindringlich, sachlich und emotional engagiert ist es L. Bender gelungen, uns Zuhörern zu vermitteln, was so hoffnungsvoll mit den ersten friedlichen Demonstrationen begann, der Wunsch nach Freiheit und Demokratie, wie diese Protestbewegungen jedoch von der Regierung brutal niedergeschlagen wurden (grenzenlose Gewalt, Tötungen, Verhaftungen, Unterdrückung) – ebenso die Einflüsse, Entwicklungen und Zusammenhänge anderer Länder (Religionen, Ethnien, Wertesysteme) in der arabischen Welt sowie das „Wegschauen“ oder tatenlose Zuschauen der Weltgemeinschaft und auch insbesondere der westlichen Welt. Syrien war für Europa scheinbar lange nicht von Interesse – erst ab dem Zeitpunkt, als die Flüchtlingswelle einsetzte. Enttäuschung und Ernüchterung der Syrer über das Desinteresse der Weltgemeinschaft, sich von allen „verlassen zu fühlen“, die eigene Identität, Wurzeln, alles Materielle und die Heimat sowie Familienangehörige und Freunde zu verlieren, dieses wurde uns als Zuhörer deutlich aufgezeigt und hat sehr berührt. Die Dichte des Vortrages, Zahlen über Tote, Flüchtlinge, Verfolgte und Gefolterte, Daten, Fakten, Hintergrundwissen – daraus resultierende Analysen, Erfahrungen, Emotionales – hat uns die Komplexität, Tragweite und Tragik dieses untergehenden Landes und seinen Menschen sehr klar vor Augen geführt.

Mit welchem Gefühl geht man als Zuhörer nach Hause: Hoffnungslosigkeit – wann und wie kann dieser Wahnsinn ein Ende finden? Geht das überhaupt? Darauf hat auch Larissa Bender nicht wirklich eine Antwort. Ein Hoffnungsschimmer sind vielleicht die „kleinen Freiräume“, Ausdrucksmöglichkeiten von Protest, die sich syrische Künstler (Schriftsteller, Theaterleute, Fotografen, die bildende Kunst) schaffen – soweit sie überhaupt noch in Syrien leben können (nicht getötet wurden oder im Ausland leben). Hierzu gibt das sehr lesenswerte Buch: „Innenansichten aus Syrien“ von L. Bender einen guten Einblick.

Vielleicht haben dieser Vortrag und die anschließende Diskussion dazu beigetragen, ein größeres Verständnis den Menschen aus Syrien, die hier bei uns Zuflucht suchen, entgegen zu bringen. Wir können ihnen das Leid nicht nehmen, aber es ernst nehmen, ihnen zuhören, ihnen offen begegnen. Einfach humanitäre und christliche Werte leben!

Margret Grunwald-Nonte 30.5.2016

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