Es war ein dichter und nahegehender Abend – das szenische Hörspiel von und mit Heinz D. Haun, mit Live-Musik von Holger Faust-Peters, Cello.
Heinz-D. Haun arbeitet seit Jahren die Geschichte seiner Eltern während der Weltkriegsjahre und der ersten Nachkriegszeit auf. Aus einer Fülle an Briefen und Fotografien aus dem Nachlass seiner Eltern und historisch verbürgtem Material entstand dieses Szenische Hörspiel.
»Pius« und »Helene« waren seine Eltern. Er erzählt ihre Geschichte von ihrer ersten Begegnung, über Verlobung und Heirat, über die Kriegseinsätze seines Vaters als Sanitätsfeldwebel an West- und Ostfront, das Kriegserleben seiner Mutter im Rheinland, über die Gefangenschaft seines Vaters in Russland bis zu seiner Heimkehr 1949.
Heinz-D. Haun las aus dem großen Fundus an Feldpost seines Vaters an seine Mutter und ordnete die persönlichen Schilderungen in den historischen Zusammenhang. Der Kürtener Cellist Holger Faust-Peters spielte live und gab dem Erzählten und Vorgelesenen sowohl emotionale Wärme als auch eruptive Dramatik.
Die Veranstaltung war eine Kooperation des Katholischen Bildungswerkes mit der Volkshochschule Bergisch Gladbach, der Pfarreiengemeinschaft Bergisch Gladbach West und dem Himmel un Ääd-Begegnungscafé – mit freundlicher Unterstützung der Stadt Bergisch Gladbach.
Heinz-D. Haun: „Am 12. September hatte ich abermals die Gelegenheit – diesmal im Pfarrsaal Herz Jesu – die Geschichte meiner Eltern in den Jahren 1939 – 1949 zu erzählen. Holger Faust-Peters begleitete mich dabei auf dem Cello. Auch, wenn wir gerne ein paar Zuschauer und Zuschauerinnen mehr gehabt hätten, war es doch auch für mich eine sehr dichte, intensive Aufführung; ich spürte nachhaltig, wie sehr die Menschen emotional „mitgingen“.
Ich werde gelegentlich gefragt, was der Antrieb für mich ist, die Geschichte meiner Eltern anderen Menschen nahezubringen. Die Antwort geht für mich in zwei Richtungen.
Zum einen ist es die Erkenntnis, dass jeder Krieg barbarisch ist. Jeder Krieg ist ein Verbrechen an unserem Menschsein. Deshalb müssen Kriege vermieden bzw. beendet werden. Angesichts der Brachialität und Brutalität und der unverhohlenen Feindschaft auf beiden Seiten in den gegenwärtig geführten Kriegen erscheint es fast hilflos und naiv, die Vision einer friedlichen Welt dagegen zu setzen. Und dennoch: Ohne Friedensvision haben die Völker keine Chancen auf ein gedeihliches Miteinander und haben alle erst recht keine Chance, die noch gewaltigeren Probleme, die mit dem Klimawandel zusammenhängen, überhaupt im Ansatz lösen zu können.
Sogenannt “gute Kriege” kann es nur in verengter Sichtweise und nur unter strategisch-militärischen bzw. imperial-machtpolitischen Vorzeichen geben – letztlich gefangen im archaisch-dualistischen Denken von “gut” und “böse” – nicht aber unter zivilisiert-humanistischen Vorzeichen. Die Denkrichtung muss stattdessen sein, alle diplomatischen Kanäle zu nutzen, um Frieden zu erreichen und zu erhalten, statt Siege erringen zu wollen, was zwangsläufig immer mit gewaltigen Verlusten an Menschenleben und Zerstörungen der Lebensräume einher geht – in der Regel auf beiden Seiten. Weder für die Ukraine noch für Russland noch für irgendein anderes Land ist dieser Krieg in unserer europäischen Nachbarschaft in Wirklichkeit ein “guter Krieg“. – Um mit Heinrich Böll zu sprechen: Frieden ist das Einzige, was man gewinnen kann.
Zum anderen: Ich präsentiere die Geschichte meiner Eltern als dramatisierte persönliche Geschichte, nicht in nüchtern sachlicher Darstellung, sondern emotional und nahegehend. Die Präsentation dieser Geschichte auf der Bühne ist für mich eine nachträgliche, offen bekundete Liebeserklärung an meine Eltern, Zeugnis meiner Anerkennung und Bewunderung dafür, wie sie die schlimme Zeit des Krieges überstanden haben. Ich bin mir bewusst, dass ich ein Teil dessen bin und dass ich Gestalt angenommen habe als das, was meine Eltern Zeit ihrer kriegsbedingten Trennung sehnsüchtig zu erlangen hofften: zusammen sein, ein Paar sein, eine Familie werden, das Glück des Idylls zu erleben… – die “Innenseite des Glücks”!


















































































