„Anlässlich meines Konzertes bei Himmel un Ääd im April 2022 im wunderschönen Pfarrsaal, den ich über 40 Jahre nicht mehr von innen gesehen hatte, ließ mir Achim Rieks die unglaublich interessante und lesenswerte Dokumentation der „Jüdischen Biografien in Schildgen“ zukommen. In mehrfacher Hinsicht schließen sich für mich einige Kreise, wenn ich sie lese.
Gut kann ich mich noch an den „Germania Saal“ erinnern und daran, dass zu meiner Kinderzeit vor fast 60 Jahren nach meiner Erinnerung sich dort ein Kino befand, direkt daneben die Gaststätte „Zur Post“. Etwas zurückversetzt gab es damals, es muss etwa 20 Jahre nach Ende des Krieges gewesen sein, ein Papierwaren- oder ein gemischtes Haushaltswarengeschäft, ich weiß es nicht mehr genau. Der Inhaber hieß Koschel, so meine ich mich jedenfalls zu erinnern.
Das Haus meiner Eltern stand in Nittum, aber da ich damals die ehemalige „Volksschule Schildgen“ besuchte – heute wäre es eine Grundschule, es war ein prächtiger Bau mit großem Eingangstor, zu dem abgerundete, ehrfürchtige Treppen führten. Mein Klassenzimmer befand sich rechts am Ende der großen Eingangshalle, meine Klassenlehrerin hieß Frau Kaiser und den Schulhof schmückten riesige Ahornbäume. Genau wo jetzt das neue Schulgebäude steht, welches auch schon Jahrzehnte alt ist – gingen wir nachmittags sehr oft zur katholischen Kirche, spielten Fußball hinter dem Jugendheim auf dem holperigen Bolzplatz mit Toren aus selbstgenagelten Holzlatten, immer kritisch beäugt vom alten Pastor Wirtz und der Pfarrschwester Angela.
Anschließend hielten wir uns oft vor diesem Papierwarengeschäft – oder was immer es auch war – auf, kauften „Ladykracher“ und ließen sie zum Unwillen des alten Koschel vor seinem Eingang unter den riesigen Bäumen (waren es Platanen oder Linden?) krachen, nicht ahnend, dass 20 Jahre vorher sich unter Lebensgefahr zwei Menschen im Keller des großen Saales nebenan verbergen mussten, wie ich jetzt lese.
Auch die Herz Jesu Kirche in Schildgen von Gottfried Böhm weckt viele Erinnerungen. In ihr haben wir die von mir komponierten drei Jugendmessen „Neuland“, „Freud und Leid“ und die „Beatlesmesse“ uraufgeführt und oft gespielt, unter anderem zur Verabschiedung des damaligen Pastors Dr. Paul Adenauer, der meine Chor- und Bandleiteraktivitäten zusammen mit denen Helmut Seligers und Jan Gregor Kremps immer sehr gefördert hatte.
Der Vater Gottfried Böhms, Dominikus Böhm hat die Kirche St. Apollinaris in Frielingsdorf im Bergischen Land 1927 erbaut. Für diese Kirche komponierte ich eine architektonische Komposition „Vita S. Apollinaris Brevior” für Sopran und Orgel, die sich mit den Proportionen und ihrer Ausgestaltung mit Hilfe der von mir aufgestöberten Architekturpläne im Archiv der Kirche intensiv musikalisch und akustisch befasst hat. Zur Uraufführung am 15.7.2012 mit der Sopranistin Marlene Mild und dem Organisten Massimo Berzolla waren auch Gottfried Böhm, seine Frau Elisabeth Böhm und der Sohn Peter Böhm anwesend (auf meiner Website falkosteinbach.com gibt es unter ‚Galerie‘ zwei Fotos mit den Familienmitgliedern nach der Aufführung, mit wohl einem der letzten Fotos von Elisabeth, die kurz darauf im September verstarb).
In diesem Zusammenhang muss ich auch an die Ausgestaltung des sehr gelungenen Pfarrsaals der Herz Jesu Kirche denken, wunderbar architektonisch und auch akustisch neu gestaltet.
Es war eine Freude, dort nach über 40 Jahren wieder aufzutreten!
Herzlichen Dank für die tolle Arbeit, die ‚Himmel und Ääd‘ leistet und dabei viel Gutes tut. Danke auch für diese hochinteressanten und für mich sehr emotionalen Schildgener Geschichten.“ (Falko Steinbach, im April 2022).